Die Roche-Valoren fallen am Dienstag um 2,41 Prozent auf 222,30 Franken, während der Gesamtmarkt gemessen am Swiss Market Index (SMI) 0,32 Prozent nachgibt. Seit Jahresbeginn haben die Genussscheine von Roche 6,83 Prozent verloren. 

Auslöser für die Kursverluste am Dienstag war eine Mitteilung des dänischen Pharmakonzerns Nova Nordisk, wonach die Resultate einer Studie zur Behandlung von Hämophilie gut aussehen. Hämophilie - oder auch Bluterkrankheit - ist eine Erbkrankheit, bei der die Blutgerinnung gestört ist. Das Blut aus Wunden gerinnt nicht oder nur langsam.

Zwei US-Investmentbanken sehen die Resultate des Wirkstoffs mit dem Namen MIM8 als positiv für Novo Nordisk und negativ für Roche an. Analyst Peter Verdult von Citi meint, dies sei eine ernsthafte Konkurrenz, und Jefferies-Analyst Peter Welford sieht Abwärtsrisiken für Roche. Der Basler Pharmakonzern hat mit dem Medikament Hemlibra gegen die Bluterkrankheit bereits ein Produkt am Markt und erzielte damit im vergangenen Jahr Verkäufe von 3,6 Milliarden Franken.

Etwas differenzierter fällt das Urteil bei zwei Schweizer Analysten aus. Marcel Brand von der ZKB hält fest: «Der Hämophilie-Markt ist konservativ und wir rechnen nicht mit schnellen Therapiewechseln bei gut eingestellten Patienten – und dies sollte die überwiegende Mehrheit sein. Dass mit hoher Wahrscheinlichkeit gute MIM8-Daten in 2024 kommen würden, zeichnete sich schon seit dem ISTH-Kongress in 2021 ab.»

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Der ZKB-Experte belässt die Hemlibra-Schätzung für 2028 bei 5,4 Milliarden Franken, was sehr nahe am Konsensus liegt. Es besteht vielleicht ein limitiertes Downside, allerdings muss ohnehin mit Biosimilars ab 2031 gerechnet werden, so dass ein möglicher Einfluss auf den diskontierten, freien Cashflow bei der Bewertung ohnehin limitiert sein sollte. Die ZKB stuft Roche weiter mit «Übergewichten» ein. 

Ähnlich tönt es bei Stefan Schneider, Pharma-Analyst von Vontobel. Er betont, Roche habe mit Hemlibra einen neuen Behandlungsstandard für die Behandlung von Hämophilie etabliert. In mehr als fünf Jahren hat Hemlibra Wirksamkeits- und Sicherheitsdaten bei mehr als 25'000 Patienten in der Praxis ermittelt und wird daher schwer zu konkurrieren sein – insbesondere, da Novo Nordisk keine vergleichenden Aussagen machen kann, da ihr klinisches Programm keine Kopf-an-Kopf-Studien umfasste. Dennoch werde MIM8 wahrscheinlich im Jahr 2025 zugelassen und der erste direkte Konkurrent von Hemlibra sein. Schneider hält am Rating «Halten» und dem Kursziel von 248 Franken fest. 

Thomas Daniel Marti
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