Am Montag erholten sich die US-Aktien deutlich, nachdem sie sechs aufeinanderfolgende Tage Verluste verzeichnet hatten. Die US-Grossbank JPMorgan glaubt jedoch, dass die Korrektur, die seit den Rekordhochs Ende März stattgefunden hat, erst der Anfang war.

Top-Stratege Marko Kolanovic schreibt in einer Notiz, dass es einen «problematischen Hintergrund» gibt, der die Risiken am Aktienmarkt weiter erhöhen könnte. Dazu gehören makroökonomische Gegenwinde wie steigende Treasury-Renditen, ein starker US-Dollar und höhere Ölpreise.

Obwohl die grossen US-Aktienindizes von der Tech-Welle angetrieben wurden, die durch Künstliche Intelligenz befeuert wird, sieht Kolanovic in dieser hohen Marktkonzentration «rote Fahnen», die das Risiko einer Umkehrung erhöhen.

«Wir sind weiterhin besorgt über die anhaltende Selbstgefälligkeit bei den Aktienbewertungen, eine möglicherweise zu hohe Inflation, weitere Preisanpassungen durch die Fed, Zinserhöhungen aus ‹falschen Gründen› und einen möglicherweise zu optimistischen Gewinnausblick für dieses Jahr, der eine beschleunigte Entwicklung impliziert», so der Stratege von JPMorgan.

Kolanovic betont, dass die Anleger angesichts steigender Inflationsängste und zunehmender geopolitischer Risiken versucht hätten, ihre Risiken zu verringern, was den jüngsten Einbruch verstärkt habe.

Zusätzlicher Druck durch Inflation und Geopolitik

Der überraschend hohe Konsumentenpreisindex von 3,5 Prozent im März signalisiere zudem, dass die jüngsten Inflationsüberraschungen in den USA kein vorübergehendes Phänomen sind. In Kombination mit einem starken Arbeitsmarkt ist dies laut Kolanovic ein deutlicher Indikator für Wirtschaftstrends, die beobachtet werden sollten.

Obwohl die Angriffe des Irans auf Israel nicht zu einer ernsthaften Eskalation des Konflikts geführt haben, stellen die Analysten fest, dass «frühere rote Linien überschritten wurden, was an sich schon eine Eskalation darstellt». «Diese beiden Probleme, hartnäckige Inflation und geopolitische Spannungen, werden wahrscheinlich nicht so schnell verschwinden und werden daher unserer Meinung nach zusätzlichen Druck auf die Anleger ausüben, Risiken abzubauen», heisst es in der Notiz.

Seit Januar ist die Rendite von zweijährigen Staatsanleihen von 4,2  auf 4,9 Prozent gestiegen und hat damit das Niveau vom letzten August erreicht. Kolanovic warnt davor, dass man sich auf eine Wiederholung der Turbulenzen des letzten Sommers vorbereiten sollte, als der Markt von August bis Oktober stark verkauft wurde, wenn sich die zweijährigen Renditen bei 5 Prozent stabilisieren.

(cash)